Social Commerce ist auf dem Vormarsch. Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen über die Sozialen Medien anbieten und damit das Kauferlebnis auf die nächste Stufe heben, gehen mit dem aktuellen Trend. Wie stark nutzen Verbraucher Social Media für ihr Online-Shopping? Was ist der Unterschied zwischen Social Commerce und E-Commerce? Wo liegen für sie die Vor- und Nachteile des Social Commerce? Um das und mehr zu erfahren, befragte GetApp 940 Online-Shopper aus Deutschland.
Key takeaways:
- 42 % der deutschen Online-Shopper kaufen bereits über die sozialen Medien ein.
- Rabattcodes sind der Hauptgrund dafür, Social Commerce zu nutzen.
- Der größte Vorteil von Social Commerce nach Angaben von deutschen Social Shoppern: Produkte zu entdecken, die sie sonst nicht gefunden hätten.
- 49 % halten Betrugsmöglichkeit für den größten Nachteil von Social Commerce.
- Jeder Zweite hat bereits negative Erfahrungen mit Einkäufen über Soziale Medien gemacht.
Was ist Social Commerce?
Social Commerce ist ein Online-Verkauf, der auf Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Pinterest oder anderen Plattformen mit sozialem Aspekt stattfindet. Wenn der Verbraucher ein Produkt gefunden hat, das ihm gefällt, kann er seinen Kauf direkt auf der Social-Media-Plattform abschließen oder er wird zum Online-Shop des Händlers geleitet.
Was Social Commerce vom E-Commerce unterscheidet
Der Einkauf online erhält in vielen Ländern zunehmend eine soziale sowie eine immer mehr auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnittene Komponente. Während E-Commerce – vereinfacht ausgedrückt – die Verlagerung von Kauf und Verkauf von der Straße in den Onlinehandel bezeichnet, vereint Social Commerce die gesamte Customer Journey unter einem Dach (Link in Englisch). Kunden können Produkte finden, Bewertungen lesen, Fragen stellen und zur Kasse gehen, ohne die Social-Media-Plattform zu verlassen. Dies führt normalerweise zu einem nahtloseren und damit reibungsloseren Kauferlebnis. E-Commerce-Software ermöglicht es Unternehmen, Transaktionen für ihre Produkte und Dienstleistungen ganz oder teilweise über das Internet durchzuführen.
Im Zuge des Rollouts von Facebook Shops fasste der Konzern den Unterschied zwischen E-Commerce und Social Commerce in seiner Pressemeldung wie folgt zusammen:
“Wir wollen kleinen Unternehmen bei der Anpassung helfen und es den Menschen erleichtern, Dinge zu entdecken und zu kaufen, die sie lieben.”
Der Unterhaltungsfaktor spielt bei Social Commerce augenscheinlich eine große Rolle. Es geht nicht mehr nur um das reine Einkaufen, sondern um das Erlebnis, den Fun-Faktor. China macht vor, wie es geht. Multifunktionale Apps, sogenannte “Super-Apps” wie WeChat und Pin Duoduo, mit denen man kommunizieren, spielen, shoppen, bezahlen und vieles mehr kann, fungieren als ein völlig eigenes Ökosystem und machen Social Commerce zunehmend zur Norm des Online-Einkaufs (Link in Englisch).
58 % der deutschen Online-Shopper nutzen Social Media noch nicht für ihre Online-Einkäufe
Von 940 Umfrageteilnehmern gaben 58 % an, noch nie einen Kauf über die Sozialen Medien getätigt zu haben. Auf die Frage, warum sie die sozialen Medien nicht zum Online-Shopping verwenden, machten die Befragten folgenden Angaben:
- Die Hälfte (50 %) will nicht, dass die sozialen Medien ihre Einkaufsaktivitäten/-gewohnheiten kennen.
- 46 % gaben an, Angst vor Betrug (Kauf gefälschter Produkte, Produkte werden nicht geliefert) zu haben.
- 36 % nannten die Datensicherheit als Grund.
- 16 % erklärten, kein Social-Media-Konto zu haben.
Zudem gaben einige der Teilnehmer unter der Option “Sonstiges” weitere Gründe an. Häufig wiederholten sich die Antworten “Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen”, “Ich habe bisher keinen Bedarf gesehen” und “Ich habe noch nie darüber nachgedacht”.
Jeder Zweite Social-Media-Shopper wird mit Rabattcodes gelockt
42 % der Umfrageteilnehmer haben bereits über die sozialen Medien eingekauft. Diese Zahl dient als Grundlage für alle weiteren Prozentangaben im Artikel. Von diesen 42 % shoppt die Mehrheit (53 %) monatlich, bzw. alle paar Monate in sozialen Medien.
Für die meisten Social Shopper (48 %) waren Rabattcodes ausschlaggebend für ihre Entscheidung, über Social Media einzukaufen.
Unternehmen können mit diesem Wissen ihre Social Commerce-Strategie optimieren. Mit Präsenz auf mehreren Social-Media-Kanälen wie Instagram, Facebook oder Pinterest kannst du gezielt unterschiedliche Zielgruppen erreichen und zum Beispiel auf Rabattaktionen aufmerksam machen. Instagram zum Beispiel konzentriert sich auf Inhalte in Foto- oder Videoformat und ist damit besonders für Unternehmen geeignet, die ihre Produkte oder Dienstleistungen visuell in Szene setzen können. Facebook bietet als weltweit größte Social-Media-Plattform zahlreiche Möglichkeiten, mit deiner Zielgruppe zu interagieren, etwa durch aktuelle Updates in Facebook Stories oder das Schalten von bezahlten Anzeigen in Facebook Ads.
Weitere Gründe für Social Shopper, über die sozialen Medien einzukaufen, sind Impulskäufe (32 %), begrenzte Angebote (30 %) und ein schnellerer Kaufprozess (27 %). Begrenzte Angebote, also die Verwendung des Knappheitsprinzips, arbeiten mit der Anziehungskraft der Exklusivität und der Angst vor dem Verpassen und stellen ebenfalls eine effektive Marketingstrategie dar. Ein schnellerer Kaufprozess wird unter anderem mit integrierten Check-Out-Prozessen innerhalb der Social Media-Plattformen erzielt.
Die größten Vorteile von Social Commerce für deutsche Social Shopper
Wie jede Technologie birgt auch der Einkauf über die sozialen Medien sowohl Chancen als auch Risiken.
Unseren Umfrageteilnehmern zufolge sind dies die fünf größten Vorzüge von Social Commerce:
Diese Vorteile scheinen auf den ersten Blick vor allem super für Verbraucher zu sein, helfen aber auch deinem Unternehmen. Mit der Bequemlichkeit einer einzigen App für den gesamten Einkauf und einer schnelleren Kaufabwicklung verkürzt sich die Customer Journey insgesamt und kann so die Wahrscheinlichkeit verringern, dass ein Kunde es sich nochmal anders überlegt. Denk zum Beispiel an den 1-Click-Button von Amazon. Je weniger Klicks, desto höher das Engagement.
Gute Chancen für einen Sale ergeben sich dann, wenn man als Unternehmen Kunden gezielt ansprechen (Link in Englisch) kann. Je besser du also das persönliche Interesse eines Verbrauchers kennst, desto gezielter kannst du ihm deine Produkte anbieten. Eine werdende Mutter auf der Suche nach einem passenden Kinderwagen hat vielleicht nur auf die Werbeanzeige des robusten und optisch ansprechenden Exemplars inklusive Personalisierungsoption gewartet, das dein Unternehmen vertreibt.
49 % halten Betrugsmöglichkeit für den größten Nachteil von Social Commerce
Das Shopping über die sozialen Netzwerke birgt auch Risiken. Insbesondere die Zahl der betrügerischen Online-Shops, die ihre Produkte auf Social-Media-Plattformen bewerben, scheint zu steigen. Warnhinweise von Nutzern in den Bewertungen häufen sich, IT-Experten der unabhängige Informationsplattform zu Internet-Betrug und betrugsähnlichen Online-Fallen “Watchlist Internet” sprechen mittlerweile von einem “Massenphänomen”.
Dies spiegelt sich in den Angaben unserer befragten Social Shopper wider: 49 % sagen, dass Betrug — dass entweder Fälschungen geliefert werden oder Produkte überhaupt nicht ankommen — der größte Nachteil von Social Commerce ist. Dagegen geht die EU jetzt mit einem neuen “Digital Services Act” vor. Dieser soll den Verbraucherschutz erhöhen und Social-Media-Plattformen mehr in die Pflicht nehmen, die Identität von Drittanbietern zu prüfen. Die aktuellen EU-Regelungen stammen aus dem Jahr 1999.
Weitere Nachteile des Social Commerce betreffen unseren Teilnehmern zufolge
- die Datensicherheit (Diebstahl oder Hacking persönlicher Daten) (47 %)
- die Privatsphäre: Social-Media-Plattformen wissen zu viel über meine Einkaufsaktivitäten / -gewohnheiten (44 %)
Instagram bei weitem die beliebteste Social-Media-Plattform, negative Kundenerlebnisse raten jedoch zur Vorsicht
Facebook Shops, Instagram Shops, Pinterest Buyable Pins: Eine Vielzahl an Sozialen Medien haben inzwischen eine Kauf-Funktion eingeführt. Welche ist bei den Deutschen die Nummer eins?
Mit 63 % nimmt Instagram den ersten Platz unter den bei den Deutschen beliebtesten Social-Media-Plattformen für das Online-Shopping ein. Die Nutzer gelangen über den Feed oder die Stories eines jeweiligen Unternehmens zu deren Shop, wo sie Produkte und Kollektionen erkunden können.
Auf Platz zwei und drei der beliebtesten Social-Media-Plattformen für den Einkauf folgen Facebook (42 %) und YouTube (33 %).
Jeder Zweite hat bereits schlechte Erfahrungen mit Einkäufen über Soziale Medien gemacht
Obwohl der Einkauf in den sozialen Medien immer beliebter wird, sind damit Risiken verbunden, die sowohl Verbraucher als auch Unternehmen kennen sollten. 51 % der Umfrageteilnehmer, die schon über Social Media eingekauft haben, gaben an, negative Erfahrungen mit Social Commerce gemacht zu haben. Warum war sie negativ? 46 % erklären, sie hätten das Produkt, das sie gekauft haben, nie erhalten. 38 % sagten, das Produkt entsprach nicht ihren Erwartungen / sah anders aus, 21 % gaben an, sie hätten eine Fälschung eines Markenprodukts erhalten und 18 % führten an, dass das Produkt viel teurer war als auf anderen Webseiten.
Deutsche Verbraucher nutzen Social Commerce vorwiegend für den Kauf von Kleidung
Wir wollten weiterhin wissen, welche Art von Produkt die Social Shopper in den letzten 12 Monaten über soziale Medien gekauft haben. Die am häufigsten genannten Produkte sind:
- Kleidung (58 %)
- Accessoires / Schmuck (33 %)
- Elektronik (33 %)
- Kosmetika (28 %)
Hier lässt sich schlussfolgern, dass die Befragten zufrieden mit ihren Einkäufen waren, da sie auch in Zukunft die genannten Produkte weiter shoppen wollen.
Das im Social Commerce liegende Potenzial ist gewaltig und kann von Unternehmen auf vielfältige Weise genutzt werden – ob durch Rabattkampagnen, Hyper-Targeting oder mithilfe von Influencern. Gleichzeitig sollten Unternehmen allerdings die Bedenken der Verbraucher zu Betrug, Datensicherheit und Privatsphäre Ernst nehmen und sicherstellen, dass ihre Marke einen seriösen und vertrauenswürdigen Ruf hat.
Methodologie:
Um die Daten für diese Studie zu erheben, haben wir von GetApp im November 2021 eine Online-Umfrage durchgeführt, an der 940 Personen teilgenommen haben. Die Kriterien für die Auswahl der Teilnehmer sind:
- Sie müssen in Deutschland wohnhaft sein.
- Sie müssen über 18 Jahre alt sein.
- Sie sind in Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt, Student oder pensioniert
- Haben in den letzten 12 Monate online eingekauft
- Multiple-Choice-Fragen werden anhand der Anzahl der Befragten ausgewertet. Aus diesem Grund kann die Summe der Prozentzahlen größer als 100 % sein.