Der Hype um das Metaverse ist groß. Wie sinnvoll ist es für KMU, in den Metaverse-E-Commerce zu investieren? Wir haben Verbrauchermeinungen analysiert, um herauszufinden, ob sie sich in der Zukunft als Metaverse-Shopper sehen können.
In diesem Artikel
- Was ist das Metaverse und welche Bedeutung hat es für den E-Commerce?
- Online-Shopping: Der Trittstein zum Metaverse-Shopping?
- Onlinehandel ist bevorzugte Anlaufstelle unter Verbrauchern
- Jeder Zweite ist am Metaverse-Shopping interessiert
- Interessierte Verbraucher sehen das bequeme Einkaufen im Metaverse als Hauptvorteil
- Diese Hürden machen die Umsetzung des Metaverse zu einer Herausforderung
- Nächste Schritte für Unternehmen, die ins Metaverse wollen
Der Onlinehandel verzeichnete laut Statista zwischen 1999 und 2021 ein stetiges Wachstum. Selbst und vor allem in den Corona-Jahren 2020 und 2021 stieg der Umsatz, was einmal mehr zeigt, wie groß das Marktvolumen und das Potenzial des E-Commerce wirklich ist. Was bedeutet die Entwicklung des Metaverse für den Onlinehandel?
Klar ist, dass das Metaverse nicht nur für Big-Tech von Interesse ist, sondern auch für KMU. Schließlich muss nicht jedes Unternehmen enorme Ressourcen aufwenden und sein eigenes Metaverse kreieren, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen anzubieten, sondern kann dies auch in bestehenden Metaverse-Welten tun. Dort entstehen auch neue Werbeumgebungen für die Vermarktung von Produkten, die von kleinen und mittelständischen Unternehmen genutzt werden können.
Wie sinnvoll ist es jedoch, ins Metaverse zu investieren, wenn Verbraucher es noch nicht besucht haben, aber daran interessiert sind? Dieser Frage gehen wir in unserer zweiteiligen Metaverse-Umfrage auf den Grund, für die über 1000 Konsumenten aus Deutschland befragt wurden. Während wir im ersten Teil die vielfältigen Möglichkeiten des Metaverse erforschten, konzentriert sich der zweite Teil verstärkt auf das Potenzial des Metaverse für den E-Commerce und den Vergleich mit dem stationären Handel sowie dem Onlineshopping.
Zum Vergleich, welche Auswirkung das Thema Metaverse auf unterschiedliche Altersgruppen hat, haben wir die Antworten der einzelnen Kohorten (von Babyboomern bis Generation Z) separat analysiert. Die vollständige Methodik findest du am Ende.
Was ist das Metaverse und welche Bedeutung hat es für den E-Commerce?
Zunächst ist die Klarstellung wichtig, dass es nicht nur ein Metaverse gibt, sondern viele verschiedene Versionen. Momentan werden schätzungsweise um die 10.000 Metaversen von verschiedenen Teams und Unternehmen entwickelt.
Da sich das Metaverse noch am Anfang befindet, gibt es noch keine einheitliche Definition. Für manche geht es um das Eintauchen in eine virtuelle Welt wie Second Life. Für andere ist es ein zukünftiger Zustand des heutigen Internets, der jedoch dezentraler funktioniert, auch bekannt als Web 3.0. Für Unternehmen und Fachleute, die in diesem Bereich arbeiten, ist das Metaverse-Potenzial jedoch weitaus größer und könnte zahlreiche Aspekte unseres täglichen Lebens verändern; das Onlineshopping ist einer davon. Eine mögliche Definition des Metaverse wäre:
Online-Shopping: Der Trittstein zum Metaverse-Shopping?
Was bedeutet die Entwicklung des Metaverse für den Handel? Um das herauszufinden, wollten wir zunächst wissen, ob die Befragten generell lieber online oder im Laden einkaufen. Dabei gaben 43 % an, Onlineshopping zu bevorzugen, während 26 % lieber ins Geschäft gehen. 31 % hatten dagegen keine Vorliebe. Unter den jüngeren Generationen zeigt sich gegenüber den Babyboomern und der Generation X zudem eine eindeutige Tendenz zum Onlineshopping.
Nachfolgend beschäftigen wir uns näher mit den Ergebnissen der Teilnehmergruppe, die lieber online einkaufen.
Vorteile des Online-Shoppings
Die Vorteile des Shoppings online liegen auf der Hand: Man verliert keine Zeit mit dem Pendeln zwischen Heim und Geschäft, muss nicht in langen Schlangen vor der Umkleidekabine oder an der Kasse stehen, es steht eine größere Produktauswahl zur Verfügung, kurz: Die gesamte Einkaufserfahrung lässt sich online bequemer und zeitsparender gestalten als mit dem Gang ins Geschäft.
Die Mehrheit der Teilnehmer, die angaben, bevorzugt online zu shoppen, scheint diese Meinung zu teilen: So antworteten 58 % auf die Frage, weshalb sie lieber online einkaufen, dass es einfacher ist, die Produkte zu finden, die sie suchen. Jeder Zweite (50 %) gab ebenfalls an, dass Online-Shopping schneller geht als ein Einkauf im Laden, und 48 % nannten die breite Auswahl an Optionen als Grund für ihre Vorliebe zum Kauf online.
Nachteile des Online-Shoppings: Verbraucher finden es schwer, das Erscheinungsbild und die Haptik eines Produkts zu beurteilen
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, wie einfach oder schwierig sie verschiedene Aspekte des Online-Shoppings wie etwa die Artikelsuche, den Kaufabschluss oder den Erhalt von Support auf einer Skala von sehr einfach bis sehr schwierig finden. Das Ergebnis: Von Babyboomern bis Generation Z fand die Mehrheit aller befragten Kohorten alle Aspekte des Online-Shoppings überwiegend „etwas” bis „sehr” einfach.
Nur bei zwei Aspekten hatten Verbraucher negative Erfahrungen gemacht: So fanden es 24 % im Online-Shopping „etwas” bis „sehr” schwierig, eine gute Vorstellung davon bekommen, wie ein Produkt aussehen oder sich anfühlen wird, und 19 % fanden es „etwas” bis „sehr” schwierig, Support zu erhalten.
Diese Probleme könnten mit dem Shopping im Metaverse weitgehend beseitigt werden. Zum Beispiel könnten Kunden mithilfe von VR- oder AR-Headsets Produkte in realen Dimensionen (etwa ein Möbelstück im Heim) und in 360 Grad betrachten, und Livestream-Einkaufsassistenten könnten personalisierte Einkaufserlebnisse unterstützen.
Nichtsdestotrotz findet der Handel mittlerweile vermehrt online statt. So wurden alle Teilnehmer nach ihren Kaufgewohnheiten zu bestimmten Produktarten befragt, wobei sich herausstellte, dass einige Güter im Online-Shopping weitaus beliebter sind als im stationären Handel.
Onlinehandel ist bevorzugte Anlaufstelle unter Verbrauchern
Zwar kaufen Verbraucher einige Produkte wie Lebensmittel nach wie vor lieber im stationären Handel, aber eine größere Zahl verschiedener Erzeugnisse wird vermehrt online verkauft, sodass sich eine allgemeine Tendenz in Richtung E-Commerce erkennen lässt.
Produkte, die Konsumenten hauptsächlich online kaufen, sind: Eintrittskarten für Veranstaltungen (52 %), Reisen und Tourismus (51 %), Musik (47 %), Elektronik (42 %), Kleidung (39 %), Bücher (36 %) und personalisierte Artikel (29 %).
Demgegenüber ist die Liste mit Produkten, die immer noch bevorzugt im Geschäft eingekauft werden, kürzer: Lebensmittel (84 %), Autos (60 %), Beauty- und Gesundheitsprodukte (45 %) sowie Haushaltswaren wie Möbel (42 %) .
Im nächsten Teil sehen wir, ob Verbraucher grundsätzlich am Einkaufen in virtuellen Welten interessiert sind und welche Bedeutung sie dem Metaverse zuschreiben.
Jeder Zweite ist am Metaverse-Shopping interessiert
Verbraucher sind auch gegenüber dem Metaverse als Medium für ihr Shopping aufgeschlossen. Bestünde die Möglichkeit, im Metaverse virtuell in 3D zu shoppen, also Produkte in 3D zu sehen und auszuprobieren, wären 48 % der Befragten daran interessiert, auf diese Weise einzukaufen. Wer weiß, vielleicht kaufen Verbraucher in nicht allzu ferner Zukunft auch vermehrt Produkte, für die sie aktuell noch lieber ins Geschäft gehen, wie zum Beispiel Möbel.
Bis dahin wird jedoch sicherlich noch einige Zeit vergehen. Vorerst würden die meisten der Teilnehmer (75 %), die Interesse am Einkauf im Metaverse hätten, am liebsten Kleidung shoppen. Darauf folgen Elektronik (57 %), Haushaltswaren wie Möbel (47 %), Videospiele (40 %) und Musik (38 %) als Art von Produkten, die sie gerne online im Metaversum einkaufen würden.
Wie der Kauf von Musik im Metaverse aussehen könnte (Artikel in Englisch), machen Musikgiganten wie Spotify und Warner Music Group vor. Das schwedische Musikstreaming-Unternehmen Spotify hat zum Beispiel gerade seine eigene virtuelle Welt auf der digitalen Plattform Roblox gestartet. Sie besteht aus mehreren Inseln, auf denen die Spieler mit den Avataren ihrer Lieblingskünstler interagieren oder neue Inhalte abrufen können. Die US-amerikanische Warner Music Group wiederum investiert in die virtuelle Welt The Sandbox und hat dort ein digitales Grundstück gekauft, um eine Immobilie zu bauen, die gleichzeitig als Musik-Themenpark und Konzertort dient.
96 % glauben, das Metaverse könnte die Lücke zwischen dem Onlineshopping und dem Einkaufserlebnis im Laden schließen
Einer der größten Vorteile des Metaverse für den E-Commerce ist, dass Kunden in der Lage sein sollen, realistischer mit Waren interagieren zu können als derzeit möglich. Zum Beispiel durch das Anprobieren von Kleidung am eigenen Körper oder das Betrachten von Möbeln in der eigenen Residenz, ohne das Haus verlassen zu müssen. Das Metaverse sollte also das Potenzial haben, die Lücke zwischen dem Onlineshopping und dem Einkaufserlebnis im Laden zu schließen. 96 % der Befragten, die am Einkauf im Metaverse interessiert wären, glauben, dass dieses Potenzial besteht. Dabei sind die Babyboomer und Generation X nur wenig skeptischer als die Millennials und Generation Z.
E-Commerce im Metaverse: Könnte das Metaverse traditionelles Onlineshopping ersetzen?
Wir haben gesehen, dass die große Mehrheit annimmt, das Metaverse könnte die aktuellen Beschränkungen des Onlinehandels wie den beschränkten Kontakt mit Produkten, den zusätzlichen Zeitaufwand durch die Anfahrt und das Anstellen vor Umkleidekabinen sowie die mangelnden Supportoptionen überwinden. Wenngleich noch in seinen Anfängen, bietet das Metaverse Unternehmen so zahlreiche neue Möglichkeiten für ihre Warenpräsentation und Monetarisierung. Aber: Könnte das Metaverse das Onlineshopping, wie wir es kennen, gänzlich ersetzen? Das denken Verbraucher:
- Nein, aber es wird genauso beliebt sein wie das Onlineshopping und das traditionelle Einkaufen (40 %)
- Ja, ich glaube, dass es in Zukunft beim Einkaufen der Standard sein wird (40 %)
- Nein, aber das Metaversum wird für andere Bereiche wichtig sein (z. B. Spiele und soziale Medien) (9 %)
- Nein, ich glaube, es ist nur ein Trend, der wieder verschwinden wird (7 %)
Interessierte Verbraucher sehen das bequeme Einkaufen im Metaverse als Hauptvorteil
Die Verschmelzung von physischer und digitaler Welt eröffnet Einzelhändlern viele Möglichkeiten: Ihnen wird zum Beispiel eine weitere Plattform geboten, um auf sich aufmerksam zu machen, sie können Kundenwünsche gezielter erfüllen und so die Customer Experience verbessern sowie Marktforschung betreiben.
Verbraucher, die Interesse am Metaverse-Shopping bekunden, sehen wiederum das bequeme Einkaufen (56 %), die neuesten Produkte zu sehen, ohne Schlange stehen zu müssen oder in einem vollen Geschäft zu sein (49 %), und Produkte mit Augmented Reality (AR) zu testen (47 %) als Hauptvorteile des Metaverse-Shopping.
Diese Hürden machen die Umsetzung des Metaverse zu einer Herausforderung
Das Metaverse bietet Unternehmen insbesondere im Bereich des E-Commerce neue Möglichkeiten, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.
Die technologischen Grundlagen für das Metaverse etwa sind noch lange nicht ausgereift und Virtual- oder Augmented-Reality-Brillen sind noch so teuer, dass sie kaum massentauglich sind.
Kryptowährungen als zentrales Bezahlsystem stellen eine weitere Herausforderung dar, denn sie gelten als extrem volatil und noch nicht ausgereift genug, als dass sie als zuverlässiges und sicheres Zahlungsmittel eingesetzt werden können.
Die Umfrageteilnehmer gaben folgende Hürden als Hauptnachteile für Verbraucher an, die das Metaverse für das Onlineshopping nutzen würden: Teure Ausrüstung für den Zugang (47 %), fehlendes Wissen darüber, wie es funktioniert (41 %) und mangelnder Schutz vor böswilligen Nutzern/Trollen (38 %).
Nächste Schritte für Unternehmen, die ins Metaverse wollen
Im Zeitalter der digitalen Transformation und steigender Kundenerwartungen sind Unternehmen dazu aufgerufen, zu innovieren. Worauf sollten KMU im Bezug auf das Metaverse achten, um nicht abgehängt zu werden?
Um die Grundlagen abzudecken und die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, ist zu empfehlen, dass Unternehmen sich zuerst mit dem Onlinehandel und sozialen Netzwerken vertraut machen, bevor sie die Möglichkeiten des Metaverse erkunden.
Im nächsten Schritt sollte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Cybersicherheit und den herrschenden Datenschutzvorschriften stattfinden, um den gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz eines Metaverse gerecht zu werden. Darüber hinaus ist es hilfreich, sich als Unternehmen einen Überblick über die erforderlichen Technologien zu verschaffen, die eine Teilhabe am Metaverse erst möglich machen. Dazu gehören:
- Virtual Reality (VR)
- Augmented Reality (AR)
- Künstliche Intelligenz (KI)
- Blockchain
- Kryptowährungen
- 3D-CAD-Software
Methodologie:
Um die Daten für diese Studie zu erheben, hat GetApp im Oktober und November 2022 eine Online-Umfrage durchgeführt. Als Teilnehmer wurden insgesamt 1003 Verbraucher zum Thema Metaverse befragt. Weitere Auswahlkriterien waren:
- Wohnsitz in Deutschland.
- Zwischen 18 und 65 Jahre alt.
Für den Generationenvergleich wurden die Antworten der folgenden Kohorten analysiert:
- Babyboomer: Zwischen 1946 und 1964 geboren.
- Generation X: Zwischen 1965 und 1977 geboren.
- Generation Y/Millennials: Zwischen 1978 und 1995 geboren.
- Generation Z: 1996 und danach geboren.